Reaktionen

Der gescheiterte Rauswurf

Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk und Dr. Ulrike Ley gratulieren Dr. med. Doreen Richardt im Namen von Pro Quote Medizin zu ihrer erfolgreichen Klage gegen systematisches Mobbing am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)

Dr. med. Doreen Richardt

Dr. med. Doreen Richardt hat gegen massives Mobbing durch alle Instanzen geklagt und recht bekommen. In einem nicht anfechtbaren Urteil vom 06. Februar 2020 hat das Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein (LAG) ihr bescheinigt, dass die Klinik „unter keinem erdenklichen rechtlichen Gesichtspunkt“ das Recht gehabt habe, eine „unkündbare Mitarbeiterin fristlos freizustellen“, denn tariflich kann der Arbeitgeber der geschäftsführenden Oberärztin, die Mutter von fünf Kindern ist, nicht kündigen. Der Vorstand des Uniklinikums habe „die Klägerin durch die erzwungene Freistellung von einem Tag auf den anderen ausgeschaltet, ohne dass sich die Klägerin etwas zu Schulden kommen lassen hätte“.

Dr. Richardt hat ein Zeichen gesetzt und kann künftig für viele Ärztinnen Vorbild sein, die zögern, sich gegen Schikanen und Demütigungen im Gesundheitssystem und insbesondere in Kliniken zur Wehr zu setzen. Mehr als zwei Jahre hat die Spitzenmedizinerin um ihre berufliche Existenz gekämpft. Die Kompetenzen der renommierte Herzchirurgin wurden drastisch eingeschränkt als ein neuer Chefarzt der Herzchirurgie an das UKSH berufen wurde. Sie durfte kaum noch operieren, er hat über längere Zeit versucht, sie aus ihrer Stellung zu drängen und ihre Karriere kaputt zu machen. Ihr E-Mail-Account wurde gelöscht, der Zugang zu ihren dienstlichen Computerdateien gesperrt. Durch die Sperrung ihrer dienstlichen EDV-Zugänge wurde sie für die Fachwelt quasi „unsichtbar“ und die Verbindung zu ihren 18 Doktoranden gekappt.

Unter Gefährdung der eigenen Gesundheit hat sie sich gegen den Rauswurf gewehrt, durfte den Campus, auf dem sie zwanzig Jahre lang gearbeitet hat, zeitweilig nicht mehr betreten. Am bittersten sei für sie gewesen, dass Vorstand und Personaldezernat die Pläne des Chefarztes unterstützt hätten, sie habe „ keinen Schutz bekomme“. Mobbing in Kliniken ist leider an der Tagesordnung, die Liste der Schikanen lang. Vorrangig betroffen sind Assistenzärztinnen und Assistenzärzte und vor allem ältere Oberärztinnen und -ärzte, die neben Kränkungen und reduzierter Leistungsfähigkeit häufig mit körperlichen und seelischen Beschwerden zu kämpfen haben.

Mehr als zwei Jahre hat die Spitzenmedizinerin Dr. Richardt um ihre berufliche Existenz gekämpft. Nach dem Urteil im gerichtlichen Eilverfahren kehrte sie jetzt an das Klinikum zurück. Derzeit arbeitet die Herzchirurgin im Covid-19-Team auf einer Intensivstation des UKSH. Vorübergehend. Dr. Richardt müsse wieder als „geschäftsführende Oberärztin“ beschäftigt werden, so ein Sprecher des Landesarbeitsgerichts (LAG).

Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) ehrt Doreen Richardt als vorbildliche Ärztin und hochqualifizierte Herzchirurgin für ihre außergewöhnliche Leistungen und ihre Stärke in diesem Jahr mit der Auszeichnung „Mutige Löwin“. Die Preisträgerin ist Mitglied im DÄB, Beisitzerin im Vorstand der Ärztekammer Schleswig-Holstein. Als Mutter von fünf Kindern habe sie zudem bewiesen, dass sich berufliches Vorankommen und Familiengründung vereinbaren lassen.

NDR – Panorama 3 vom 23.06.2020: Neue Vorwürfe gegen die Uniklinik Lübeck

Pressemitteilung des DÄB vom 18.06.2020: Doreen Richardt erhält die Auszeichnung „Mutige Löwin“ des DÄB

NDR – Panorama 3 vom 22.05.2020: Arbeitsrechtlicher Skandal an Uniklinik Lübeck

NDR – Panorama 3 vom 19.05.2020: Der gescheiterte Rauswurf

Weiterführende Artikel:

praktischARZT vom 04.12.2019: Mobbing in Kliniken – Gründe – Formen – Hilfe

Dtsch Arztebl 2007; 104(23): A-1699 / B-1503 / C-1443: Mobbing in Klinik und Praxis: Dem Kollegialitätsgebot zum Trotz

Leave a Comment

Let us know your thoughts on this post but remember to place nicely folks!